Insgesamt setzt sich der Abwärtstrend der Zeitschriftenauflagen erwartungsgemäß fort. Zum einen natürlich aufgrund der Digitalisierung, die die Verlage selbst vorantreiben. Zum anderen auch aufgrund einer hohen Sparneigung vieler Konsumenten, die der rezessiven Wirtschaftsentwicklung geschuldet ist. Allerdings zeigt auch die neue IVW-Quartalsmeldung, dass es manchen Titeln gelingt, gegen den Trend die Auflage zu steigern. Diese Titel stammen aus unterschiedlichen Segmenten und wachsen in unterschiedlichen Sparten, teils mit Papierversionen, teils mit digitalen Replica. Unter den wachstumsstärksten Titeln positionieren sich mit Landlust, Brigitte und Living at home drei Zeitschriften mit überwiegend weiblicher Leserschaft (Abb. unten).
Landlust erzielt mit seiner Verkaufsauflage das höchste absolute Wachstum. Gegen Vorjahr steigert sich die Zeitschrift um 28.869 Exemplare, entsprechend 5,3 Prozent. Ein Minus beim Abo von fast 22 TEx wird durch ein Plus von knapp 27 TEx im EV überkompensiert. Bordexemplare tragen mit knapp 16 TEx zum Zuwachs bei, der sonstige Verkauf fügt knapp 8 TEx hinzu. Für diese Sparten sowie fürs Abo hat das ePaper zwar an Relevanz gewonnen. Sein Anteil am Gesamtverkauf fällt mit vier Prozent aber weiterhin niedrig aus.
Brigitte steigert die Verkaufsauflage um 15.455 Exemplare oder 7,6 Prozent. Dahinter verbirgt sich in erster Linie ein EV-Rückgang um rund 11 TEx, der von einem Abo-Zuwachs um gut 25 TEx klar überkompensiert wird. Parallel kam das ePaper deutlich stärker zum Einsatz, vor allem im Abo. Im Vorjahrsvergleich stieg der Anteil der digitalen Replica am Gesamtverkauf von fünf auf zwanzig Prozent.

Living at home verkauft 8.668 Exemplare mehr als im Vorjahr, das ist eine Zuwachsrate von rund 14 Prozent. Allein im EV verbucht die Zeitschrift ein Plus von gut 9 TEx, zudem kann auch das Abo moderat ausgebaut werden. Minuszeichen stehen in den Sparten Lesezirkel und Bordexemplare. Parallel reduziert sich der Anteil des ePapers am Gesamtverkauf von rund einem Zehntel auf acht Prozent.
Lustiges Taschenbuch legt um 8.608 verkaufte Exemplare oder 7,2 Prozent zu. Dahinter stecken ein veritables Plus im EV von über 12 TEx sowie kleinere Rückgänge im Abo und im sonstigen Verkauf. Wie zu erwarten, spielt das ePaper weiterhin keine Rolle.
Anders bei Bild am Sonntag: Der Anteil des ePapers am Gesamtverkauf klettert von 40 auf 49 Prozent. Hinter dem Zuwachs der Verkaufsauflage um 8.563 Exemplare oder 1,9 Prozent steckt ein Zuwachs des sonstigen Verkaufs um rund 53 TEx, mit dem Einbußen im EV von knapp 39 TEx und im Abo von gut 6 TEx mehr als ausgeglichen werden können.
In der Liste der Top 20 nach Auflagenwachstum findet man mit Zuhause wohnen eine weitere Wohnzeitschrift neben Living at home, mit Madame eine weitere Frauenzeitschrift neben Brigitte, mit der Eiskönigin eine weitere Kinderzeitschrift neben dem Lustigen Taschenbuch. Dazu nicht weniger als vier Programmzeitschriften, von denen drei monatlich erscheinen und eine (TV für mich) 14-täglich. Möglicherweise substituieren manche Leser Programmtitel mit höherer Erscheinungsfrequenz aus Kostengründen. Lektüre für aushäusige Aktivitäten konnte aber auch beachtlich zulegen – siehe Bike, Outdoor, Runner´s World und Motorrad.

Bei den dreißig auflagenstärksten Titeln (Tabelle unten) dominieren Minuszeichen den Vorjahrsvergleich. Das Ranking wird erwartungsgemäß weiterhin von Programmtiteln angeführt. Mit knapp 1,2 Millionen verkauften Exemplaren liegt TV 14 souverän an der Spitze, gefolgt von nurTV plus und TV direkt. Unter den Top 10 platzieren sich mit TV Digital, Hörzu, TV pur und TV Movie noch vier weitere Programmzeitschriften. Unterschiede liegen in den Auflagenstrukturen: Bei TV Digital und Hörzu überwiegt das Abo gegenüber dem EV. Beide Titel setzen, ebenso wie TV Movie, auch auf einen kleinen Anteil des ePapers. Bei der Hörzu, die in dieser Hinsicht den Spitzenwert erreicht, macht das ePaper gerade mal vier Prozent des Verkaufs aus.
Beim Spiegel, der mit seiner Verkaufsauflage von rund 641 TEx als Erster in die Phalanx der Programmtitel einbricht, entfallen 48 Prozent auf das ePaper. Konkurrent Focus liegt mit verkauften 224 TEx in der zweiten Hälfte der Top 30, steht aber beim ePaper-Anteil mit 46 Prozent kaum nach. Beide Nachrichtenmagazine forcieren bekanntlich die Digitalisierung auch mit ihren Websites und Apps. Ein Minus in der Quartalsauflage ist gleichsam die Kehrseite. Es beträgt 4,6 Prozent beim Spiegel und 6,7 Prozent bei Focus. Überproportional fallen in beiden Fällen die Prozentverluste im EV aus. Beide Titel reduzieren aber auch die Auflage der “anderen Sparten”, also der Summe aus Lesezirkel, Bordexemplaren und sonstigem Verkauf. Bei Focus geschieht dies sogar deutlich überproportional.
